Die Pille ist mehr als nur ein Verhütungsmittel. Sie ist eine Hormonbombe. Die meisten von uns wissen das – genau wie ich. Trotzdem gibt es (leider) immer wieder Gründe, die Pille zu nehmen. So auch bei mir. Zwei sogar. Und genau das macht es so schwer. Denn eigentlich – wie ich bereits damals in meinem Blogartikel „Die Pille – Eine Hormonbombe“ schrieb – möchte ich die Pille gar nicht nehmen. Ich wollte sie nie wieder nehmen! Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Dennoch: Micha und ich sind uns mittlerweile über so viele Nebenwirkungen der Pille bewusst, dass wir neulich lange über dieses Thema sprachen und uns aus diesem Grund dafür entschieden haben, die Pille erneut abzusetzen und zu schauen, wie es mir damit geht. Und bezüglich des vierten Kinderwunsches war es ohnehin an der Zeit.

Auf jeden Fall sprachen wir auch darüber, dass ich unbedingt darüber schreiben muss. Deshalb tue ich das jetzt. Ein zweites Mal.

Ich bin unglaublich gespannt, was ihr zu diesem Thema zu berichten habt! Ob ihr auch so schlechte Erfahrungen mit der Pille gemacht habt? Oder ob ihr nie Probleme hattet? Deshalb würde ich mich freuen, wenn ihr euch am Ende des Posts etwas Zeit für einen Kommentar nehmt. Das hilft all den Frauen, die irgendwann irgendwie auf diesem Blogartikel landen, ungemein weiter. Die Kommentare sind nämlich ein Teil des Blogs – sie gehören dazu. Eure Meinung und eure Erfahrungen helfen anderen genauso wie meine Texte!

Die Pille – was habe ich mit der Pille schon alles durchmachen müssen!

Zum ersten Mal bekam ich die Pille im Alter von 13 oder 14 Jahren verschrieben. So genau weiß ich das gar nicht mehr. Auf jeden Fall fehlte jegliche Aufklärung und ich nahm sie aufgrund starker Menstruationsbeschwerden und unreiner Haut. Nebenwirkungen hatte ich damals ein paar positive, ein paar negative.

Positiv: Meine Haut verbesserte sich rasch.

Negativ: Ich nahm an Gewicht zu (4-5 kg).

Andere Nebenwirkungen fielen mir (zunächst) nicht auf. Nein, … sie fielen mir sogar viele, viele Jahre nicht auf. Sie fielen mir erst auf, als ich die Pille zum ersten Kinderwunsch absetze – das erste Mal nach fast zehn Jahren durchgehender Pilleneinnahme.

Micha erinnert sich bis heute an diese Zeit und sagt: „Du warst plötzlich wie ausgewechselt. Die Veränderungen kamen schnell und enorm. Du wurdest fröhlicher, deine Stimmungsschwankungen verschwanden, du hast richtig angefangen zu strahlen. Du wurdest lebensfroher und ausgeglichener. Du hattest plötzlich viel mehr Lust auf Sex. Die Veränderungen waren unglaublich!“

Und es stimmt, was er sagt. Ich veränderte mich enorm! So hatten mich bis zum Absetzen der Pille stets leichte depressive Verstimmungen begleitet, die dann mit einem Mal wie weggepustet waren. Ich konnte es mir selbst kaum erklären, aber plötzlich war ich nicht mehr down. Und davor gab es teilweise richtig lange Phasen, an denen ich einfach nur müde und antriebslos war.

Dafür verschlechterte sich meine Haut – und das ziemlich rapide. Ich bekam unreine Haut im Gesicht, auf den Oberarmen, am Rücken und im Dekolleté. Das war eine riesengroße Belastung für mich. Dennoch hielten wir durch, denn bei unserem Kinderwunsch stand uns die Pille natürlich im Weg. Außerdem wollte ich sie nach all den Erfahrungen nie wieder nehmen.

So, und nun machen wir einen kleinen Zeitsprung: Nach 8 Monaten wurde ich schließlich schwanger, damit einhergehend verbesserte sich auch meine Haut. Im August 2009 kam Lilli auf die Welt, und der Wunsch nach einem Geschwisterchen für sie kam recht schnell bei uns auf. Wir wollten nicht zu viel Zeit verlieren, weil wir beim ersten Versuch 8 Monate gebraucht hatten, um schwanger zu werden. Deswegen begannen wir relativ früh mit weiteren Übungszyklen. Allerdings wurde ich nicht schwanger. Auf jeden verlorenen Zyklus folgte ein neuer. Wir durchlebten sogar einen Frühabort.

Schwanger wurde ich letztendlich erst im Juni 2011. Also fast zwei Jahre nach Lillis Geburt. Und damit hatten wir tatsächlich 1,5 Jahre gebraucht, um erneut schwanger zu werden. Doch das Schlimmste an dieser Zeit war: Ich musste zwischendurch erneut die Pille nehmen. Drei Monate lang. Denn der Grund der ausbleibenden Schwangerschaft war, dass sich unzählige Zysten in meinen Eierstöcken gebildet hatte. Sie waren voll davon! Denn aufgrund einer Hormonstörung kam es in meinem Körper zu keinen vernünftigen Eisprüngen. Diese Hormonstörung hatten wir vor Lillis Schwangerschaft nicht bemerkt, weil ich bis dato die Pille genommen hatte. Folglich: Ja, die Pille hilft gegen diese Hormonstörung. Ich musste sie drei Monate lang nehmen – inmitten einer für uns akuten Kinderwunschzeit – um meine Eierstöcke wieder sauber und meine Hormone in den Griff zu bekommen.

Und nun haltet euch fest: Im ersten Zyklus nach der dreimonatigen Pilleneinnahme wurde ich schwanger! Und zwar mit Lotte. =)

Allerdings ist es nicht leicht gewesen, plötzlich wieder die Pille zu nehmen. Denn nach Lillis Geburt vertrug ich sie überhaupt nicht mehr, … wechselte sogar zweimal das Präparat. Trotzdem war mir während den drei Zyklen mit Pille an den jeweils ersten 5-10 Zyklustage speiübel. Ich musste mich sogar mehrfach übergeben. Mir war schwindelig und ich war müde. Und erneut antriebslos. Dennoch sah ich unser Ziel vor Augen und das spornte mich an.

Kurzum: Sogesehen hat uns die Pille geholfen, schwanger zu werden. Dennoch hatte ich erneut festgestellt, was für eine Hormondröhnung uns Frauen die Pille verpasst.

Das Gleiche wiederholte sich mit dem dritten Kinderwunsch.

Wir versuchten es zunächst ohne Pille. Daraufhin folgten unzählige erfolglose Monate. Und wieder ein Frühabort. Erst als ich – dieses Mal nach zwei Jahren „Übungszeit“ – die Pille erneut für drei Monate nahm, regulierten sich meine Hormone so sehr, dass ich nach Absetzen der erneuten Pillen-Phase nur weitere drei Monate brauchte, um schließlich schwanger zu werden. Dieses Mal mit Tom.

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Aus genau diesem Grund haben wir uns auch jetzt für die Pille als Verhütungsmittel entschieden. Denn wir wussten, dass wir uns irgendwann ein viertes Kind wünschen würden. Und wir wollten uns diese elendige Odyssee ersparen. Denn es waren nicht nur die erfolglosen Zyklen während der Kinderwunschzeit ohne Pille, sondern auch und vor allem schmerzhafte Zysten, die ich ertragen musste und wovon sogar eine platze und ich dachte, ich müsste sterben. Ständige Frauenarztbesuche wegen der Zysten … es war einfach unangenehm.

Und ihr merkt schon: Einerseits brauche ich die Pille, andererseits verabscheue ich sie.

Ein weiterer Grund für die Pille: Ich stillte Tom nach sechs Monaten ab, weil er stündlich kam und ich am Ende meiner Kräfte war. Doch das plötzliche Abstillen muss für meinen Körper und meine Hormone so chaotisch gewesen sein, dass sich von einer auf die nächste Woche eine regelrechte Akne bei mir entwickelte. Es war so schlimm (… Und ich stelle mich mit Äußerlichkeiten wirklich nicht an!), dass ich keinen Schritt mehr ohne zig Schichten Make-up aus der Tür wagte. Ich machte nicht mal dem Postboten auf. Und ich hatte das Gefühl, dass mich jeder anstarrte, wenn wir draußen unterwegs waren. In meinem Gesicht bildeten sich überall Narben und es gab keinen Zentimeter Haut mehr, der in Ordnung aussah. Es war so schlimm, dass sogar Micha (… Und er stellt sich bei Äußerlichkeiten erst recht nicht an!), verstand, dass ich nicht mehr konnte und wollte. Wir probierten Kuren und Cremes, Masken und Salben aus. Wir besuchten einen Hausarzt und einen Hautarzt. Aber nichts half. Und so riet mir irgendwann sogar meine Frauenärztin, etwas dagegen zu tun, weil sie merkte, wie unwohl ich mich fühlte, und bestätigte, dass mein Gesicht wirklich schlimm aussah. Deshalb fing ich wieder mit der Pille an. Allerdings musste ich auch dieses Mal drei verschiedene Präparate ausprobieren, bis ich endlich eine Pille fand, mit der ich einigermaßen zurechtkam – mit geringeren Nebenwirkungen als mit den anderen.

Meine Frauenärztin sagte damals – und das steht auch überall im Internet – dass man die Pille mit zunehmenden Alter und nach Schwangerschaften plötzlich anders oder gar nicht mehr verträgt. Das sei völlig normal. Diese Tatsache zeigt mir nur umso mehr, wie heftig die Pille eigentlich wirkt. Denn es bedarf schon einiges, um starke Nebenwirkungen von einem „Medikament“ zu bekommen, oder? Nebenwirkungen, die das ganze Leben und Sein beeinflussen. Wisst ihr, was ich meine?

Im Folgenden all die Nebenwirkungen, die ich in den letzten 1,5 Jahren während der Pilleneinnahme bei mir festgestellt habe:

  • totale Abgeschlagenheit und stark anhaltende Müdigkeit während der Pillenpause – wie eine Art Entzug
  • starke Migräne (teilweise mit Aura) in bestimmten Phasen des Pillen-Zyklus – schon fast plan- und vorhersehbar
  • Zungenbrennen, rote Flecken auf der Zunge, trockener Hals – ebenfalls immer zum gleichen Zyklus-Zeitpunkt (Ärzte konnten keine Ursache finden.)
  • erhöhte Reizbarkeit und Antriebslosigkeit
  • Stimmungsschwankungen
  • Gewichtszunahme
  • starker Libidoverlust – kein Interesse mehr an Sex, keine Lust mehr auf Sex, kein guter Sex, wenn welcher stattfand
  • veränderter Appetit – wie fremdgesteuert
  • empfindliches Scheidenmilieu – ich musste ständig Vaginaltabletten nehmen, um das Milieu einigermaßen aufrecht zu erhalten
  • Übelkeit und Schwindel

Puh! Wirkt auf einen Blick ziemlich erschreckend, oder?

Doch ich hatte immer vor Augen, dass wir uns noch ein Kind wünschen und ich dafür irgendwann sowieso wieder die Pille nehmen müsste. Und dann hätte all das, was ich vor Lottes und Toms Schwangerschaft durchgemacht habe, erneut begonnen. Außerdem hatte ich stets das riesige Hautproblem vor Augen, das vielleicht harmlos klingt, für mich aber eine Zeit war, die ich nicht noch einmal erleben möchte. Sie war sehr belastend, weil ich mich überhaupt nicht mehr wohl in meiner Haut gefühlt habe.

Diese beiden Faktoren waren es, die mich anspornten, die Pille weiterzunehmen. Außerdem traten die Nebenwirkungen (bis auf den Libidoverlust) natürlich nicht alle auf einmal auf, sondern in verschiedenen Zyklusphasen. Und manche Zusammenhänge habe ich nicht sofort erkannt – wie zum Beispiel das Zungenbrennen. Diese pillenbedingte Veränderung – die ich bis dato nie in meinem Leben gehabt hatte – musste ich erst dokumentieren, um den Zusammenhang festzustellen.

Kurzum: Ich stand zwischen den Stühlen und entschied mich für den Weg mit Pille. Bis jetzt. Denn jetzt wünschen wir uns ein weiteres Kind. Darum habe ich die Pille abgesetzt und bin unfassbar froh darüber. Ich spürte die Veränderungen sofort und erkenne mich mittlerweile wieder – schon nach wenigen Wochen. Ich bin wieder ich. Ich habe wieder Lust auf Sex und Spaß an Sex. Ich erlebe keine übertriebene Müdigkeit und keinen Dauerschwindel mehr. Es geht mir wieder besser. Ich hoffe nur, das bleibt auch so.

Also, Wunschkind Nr. 4 – du bist herzlich willkommen! <3

Ich bin mir sicher, dass viele von euch ähnliche Erfahrungen mit der Pille gemacht haben, oder?

Wie alt wart ihr, als ihr die Pille zum ersten Mal genommen habt? Und für wie viele Jahre? Welche positiven, welche negativen Nebenwirkungen habt ihr sofort oder mit der Zeit bemerkt? Nehmt ihr die Pille aktuell? Wenn ja, warum? Oder verhütet ihr anders? Wenn ja, wie?

Wenn man bedenkt, dass Hormone einen Großteil unseres Seins bestimmen, versteht man den Zusammenhang schon viel besser. Dann weiß man auch, dass es eigentlich nur logisch ist, dass die Pille unseren Körper und unsere Gefühle ziemlich durcheinander bringen kann.

Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen zur Antibabypille!

In diesem Sinne:

Alles Liebe,

eure Mari