Es bringt Spaß, auf alte Zeiten zurückzublicken, denn am stärksten erinnert man sich an all die positiven Momente. Das ist menschlich und vollkommen normal. Negative Erlebnisse verstaut der Mensch lieber in der hintersten Schublade seines Gedächtnisses, die er nur ungern und wenn wirklich notwendig öffnet – und dann auch nur für einen kurzen Blick. Hingegen kramen wir die Dinge, die uns in unserer Vergangenheit besonders gut gefallen haben, nur allzu gern hervor. Meist erinnern wir uns dabei an viele Details, über die wir bis heute schmunzeln können. Das Ganze läuft dann wie ein ein kleines Daumenkino vor unserem inneren Auge ab – etwas stockend und ein paar Sequenzen überspringend, aber im Groben und Ganzen zu einem Ergebnis führend.

Micha und ich erinnern uns gern an unsere erste Zeit zurück. Negative Erlebnisse haben wir gut in den besagten Schubladen verstaut. So viel Schlechtes haben wir aber eigentlich auch nicht erlebt. Im Grunde haben wir lediglich wichtige und interessante Erfahrungen gesammelt – mit vielen Höhen und Tiefen. Unser Leben zu zweit war oftmals chaotisch, undurchsichtig und für andere schwer nachvollziehbar. Aber wir zogen unsere Vorhaben stets durch – mit klaren Zielen vor den Augen.

Heute möchte ich euch von unserem ersten gemeinsamen Job und unserem Start ins Jahr 2007 erzählen.

Viel Spaß mit: MARI & MICHA – VON DAMALS BIS HEUTE: TEIL II

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Micha und ich führten eine Fernbeziehung – zwischen Kiel und Elsfleth. Wir telefonierten viel, skypten viel, chatteten viel, sahen uns aber nur selten. Der Grund war, dass Micha studierte und nebenbei als Pressefotograf tätig war. Ich studierte ebenfalls und arbeitete nebenbei bei McDonalds und für ein Kieler Event Büro.

Doch wenn wir uns sahen, genossen wir die zweisame Zeit in vollen Zügen. Dann lebten wir in Michas Studentenbude, als hätten wir dort schon immer zusammen gewohnt. Wir kochten, backten, puzzelten, alberten herum, spielten Klavier, hatten Sex und quatschten über Gott und die Welt.

Michas Wohnung war recht überschaubar. Ich fand mich schnell dort zurecht, richtete mich aber nie häuslich ein. Meine Sachen nahm ich nach jedem Besuch wieder mit nach Hause. Nicht mal eine Zahnbürste ließ ich dort. Ich glaube, ich wollte mich damals nicht festlegen und mich erst recht nicht stückweise bei Micha einnisten. Denn das war ganz und gar nicht das, was ich mir hätte vorstellen können. Stattdessen stellte ich mir lieber vor, wie es wäre, wenn Micha und ich nicht so weit voneinander entfernt wohnen würden oder gar unsere eigene gemeinsame Wohnung hätten. Diese Story spannen wir uns nur allzu gern zurecht. Doch um uns herum drehte sich die Welt weiter – und wir mittendrin, … was wir meist erst bei einem weiteren Abschied voneinander registrierten, … in den Momenten, in denen wir weiterstudierten und jobbten, unsere Freunde trafen und abends allein im Bett lagen.

in Elsfleth (3)

in Elsfleth

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Micha und ich waren schon immer gern unterwegs – am liebsten draußen. Wir liebten gemeinsame Ausflüge und wollten unsere wertvolle zweisame Zeit sinnvoll nutzen. Wir unternahmen Ausflüge nach Cuxhaven, nach Bremerhaven, nach Bremen und nach Essen und nahmen auf diese Weise gekonnt Abstand von unserem Alltag.

in Cuxhaven (2)

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in Cuxhaven

in Bremen Vegesack

In der Winterzeit hatte ich regelmäßig an der Eislaufbahn in Kiel gejobbt. Ich verkaufte Brezeln, Softdrinks und Alkohol. Der Job machte Spaß und brachte zusätzliches Geld ein.

… Ja, ich war schon immer ein kleiner Workaholic. Ich arbeitete neben dem Abitur bei Burger King, dann bei McDonalds, nebenbei nahm ich diverse Ferienjobs an, gab wöchentlich Nachhilfe und arbeitete bei Events für das Kieler Event Büro. Auf diese Weise finanzierte ich mir meinen Führerschein, meine erste eigene Wohnung und sammelte erste Ersparnisse an.

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An der Eislaufbahn arbeitete ich stets mit sehr netten Kollegen. Doch an zwei Tagen fiel plötzlich jemand aus und es musste dringend Ersatz her. Da Micha ohnehin freiberuflich tätig war, konnte und durfte er einspringen. Daraufhin arbeiteten wir zwei Tage von morgens bis abends zusammen und hatten unfassbar viel Spaß dabei! Wir kürten die Brezeln zum Verkaufsschlager, sodass ständig Nachschub geliefert werden musste. Wir waren ein eingespieltes Team, das die Snacks und Getränke besser denn je an die Leute brachte.

Job an der Eis-Bahn (3)

Job an der Eis-Bahn

Job an der Eis-Bahn (2)

Davor und danach pendelten wir weiterhin zwischen Kiel und Elsfleth. Der Abschied voneinander fiel uns von Mal zu Mal schwerer. Die Fernbeziehung belastete uns mehr, als wir vorab für möglich gehalten hatten. Vermutlich lag das auch daran, dass wir beide nicht der Typ dafür waren – und das, obwohl wir beide ein gut gefülltes Leben führten und eigentlich kaum Zeit hatten, über diese Umstände nachzudenken. Oder lag es genau daran? Daran, dass uns neben all dem Trubel jemand an unserer Seite fehlte? Jemand, der für einen da war, einem zuhörte und mit dem man den Tag ausklingen lassen konnte.

in Cuxhaven (3)

Micha und ich hatten von Anfang an diverse Macken. Micha seine und ich meine. Aber wir liebten uns und das war alles, was zählte. Ich konnte mit Michas Macken umgehen und er mit meinen. Und gerade weil wir recht weit voneinander entfernt wohnten, lernten wir uns innerhalb kürzester Zeit intensiver kennen als uns die anderen Partner/innen zuvor. Denn wir hatten viel Zeit zum Reden. Ausschließlich zum Reden. Oft telefonierten wir stundenlang. Im Grunde erzählten wir uns alles. Und wenn es mal nichts mehr zu erzählen gab, erzählten wir trotzdem weiter. Irgendwas gab es immer. Dadurch waren wir uns sehr nahe, obwohl wir uns nur selten sehen konnten. Doch das sollte sich bald ändern!

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Im nächsten Teil erzähle ich euch von unserer Wohnungssuche, unserer ersten gemeinsamen Wohnung und den damit verbundenen Renovierungsarbeiten.

Bis dahin alles Liebe,

eure Mari