Heute befassen wir uns mal mit einem ganz krabbeligen Thema. Ich hoffe, es juckt euch nach dem Lesen nicht allzu sehr am Kopf. Ich kenne das nämlich von mir, wenn ich mich mit solchen Themen auseinandersetze. =)

Worum es geht? Um Kopfläuse.

Wir mussten uns bisher noch nie mit der Bekämpfung von Kopfläusen befassen, aber ich gebe zu, dass es mir immer davor graute. Ich kannte die Panikmache aus Lillis und Lottes altem Kindergarten. Bei einem Läuse-Vorfall mussten alle Textilien von der Garderobe genommen und zu Hause gründlich gewaschen werden. Und ich kannte die Panik aus einem Film, … ich glaube mit Matthias Schweighöfer oder so. Auf jeden Fall ging es darin auch wild her, um die Läuseplage schnellstmöglich gründlich zu beseitigen.

Kein Wunder also, dass man sich bezüglich dieses Themas schnell verrückt machen kann, wenn doch überall derartige Irrtümer verbreitet werden!

Darum bringe ich heute etwas Licht ins Dunkel und durfte dafür mit der Expertin Svenja Prütz telefonieren. Nach diesem sehr ausführlichen Gespräch über Nissen und Läuse war ich um einiges erleichtert, aber irgendwie auch erschrocken, weil ich Läuse mein Leben lang für viel schlimmer gehalten hatte! Darum freue ich mich richtig darauf, euch mit diesem Blogpost – in Kooperation mit Pohl-Bohskamp – ebenfalls die Angst nehmen zu dürfen!

Viel Spaß mit dem Interview! Ich bin mir sicher, viele der Antworten werden euch überraschen!

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1.) Woher kommen Kopfläuse? Treten sie zu bestimmten Zeiten auf?

Läuse gibt es seit eh und je. Jede Tierart hat eine eigene Lausart, der Mensch hat sogar drei. Am häufigsten von diesen drei Läusearten kommen Kopfläuse vor, die der menschlichen Kopfhaut speziell angepasst sind. Außerdem gibt es noch Filzläuse, die an das menschliche Schamhaar angepasst sind, und Kleiderläuse, die nicht am Körper, sondern in den Kleidern leben und nur zum Bluttrinken an die Haut kommen. Läuse treten ganzjährig auf. Zwei deutliche Peaks gibt es jedes Jahr nach den Sommer- und den Winterferien, denn in dieser Zeit herrscht viel sozialer Kontakt.

2.) Was sind Nissen?

Nissen sind die Eihüllen vom Läuseei, aber im allgemeinen Sprachgebrauch sind Nissen kurz und knapp Läuseeier. Im Detail handelt es sich dabei um leere Chitinhüllen, die zurückbleiben, nachdem die Läuse geschlüpft sind. Die Eier werden sehr dicht an der Kopfhaut abgelegt.

3.) Wie bemerkt man Kopfläuse? Was sind die ersten Symptome?

Häufig bemerkt man sie gar nicht, aber wenn doch, kratzt man sich vermehrt an Nacken, Schläfen und hinter Ohren, denn dort herrschen beste Voraussetzungen für die Eiablage. Allerdings kommt der Juckreiz nur bei 1/3 der Betroffenen vor. Der Juckreiz entsteht als Reaktion auf die im Lausspeichel enthaltenden Eiweißstoffe. Es handelt sich dabei um eine allergische Reaktion, die allerdings nicht bei jedem auftritt. Außerdem kommt es erst nach gewisser Zeit zum Juckreiz. Besser bemerkt man Läuse, weil man sie mit bloßem Auge als etwas Krabbelndes auf dem Kopf wahrnimmt.

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4.) Muss man mit Kopfläusen zum Arzt?

Nein, das muss man nicht. Die meisten Kopflaus-Präparate bekommt man frei in der Apotheke (ggf. können bei Kindern die Kosten für das Präparat erstattet werden!). Beim Verdacht auf Kopfläuse nimmt man am besten ein Stück Tesafilm, drückt dieses auf die Kopfhaut und klebt es anschließend auf ein weißes Blatt Papier. Damit kann man wahlweise zum Arzt oder direkt zur nächsten Apotheke gehen.

5.) Besteht bei Kopfläusen eine Meldepflicht?

Nein, aber in den meisten Kindergärten und Schulen muss ans Gesundheitsamt weitergeben werden, dass Läuse aufgetreten sind – allerdings ohne Namensnennung.

6.) Welche Maßnahmen sollte man bei einem Läusebefall sofort ergreifen?

In die Apotheke gehen, Läuse-Präparate besorgen und alle Familienmitglieder mit einem Läusekamm überprüfen. Die Behandlung aller Familienmitglieder sollte unbedingt zeitgleich erfolgen. Außerdem sollte man Bekannten und Freunden Bescheid geben, zu denen man in den letzten drei Wochen Kontakt hatte.

7.) Welche Behandlungsmethoden gibt es?

Es gibt sehr viele verschiede Wirkmechanismen. Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Behandlungsansätze. Zum einen Nervengifte, die neurotoxische Version, zum anderen physikalisch wirkende Mittel. Letztere gibt es seit etwa zehn Jahren. Die physikalisch wirkenden Mittel sind dabei eher zu empfehlen! Vor allem bei Kindern, bei denen das Immunsystem und die Hautbarriere noch nicht so gut ausgebildet sind, denn bei neurotoxischen Präparaten gibt es ein höheres Nebenwirkungs-Risiko als bei physikalisch wirkenden Präparaten. Silikonöle hingegen sind weit verbreitet und wesentlich sicherer, denn sie werden nicht über die Kopfhaut resorbiert und eignen sich auch schon für eine Anwendung bei kleinen Kindern. Insgesamt ist es eine sehr sichere Substanzklasse. Außerdem sind die modernen Mittel wesentlich wirksamer, denn bei den alten wurden bereits Resistenzen entwickelt.

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8.) Warum sind Kinder wesentlich häufiger betroffen als Erwachsene?

Weil Kinder sozialer sind! Kinder hängen mit den Köpfen zusammen, raufen sich, toben, kuscheln zusammen, sind stets eng zusammen. Dabei kommt es zu sehr viel Haar-zu-Haar-Kontakt. Das betrifft spezielle Gruppen von Erwachsenen teilweise ganz genauso (z.B. Erzieher). Zusammengefasst: Je näher man mit anderen zusammen ist, umso höher das Risiko. Übrigens: Die Übertragung ist nur und ausschließlich von Kopf zu Kopf möglich. Das geschieht heutzutage auch vermehrt aufgrund der vielen Selfies, die tagein, tagaus geschossen werden.

9.) Sind Läuse gesundheitlich gefährlich? Können sie Krankheiten übertragen?

In Deutschland nicht, in Mitteleuropa hingegen schon. Man vermutet, dass durch die Flüchtlingssituation Läuse nach Deutschland gekommen sind, die das sogenannte Läuserückfallfieber übertragen können. Dabei handelt es sich um eine bakterielle Infektion, die mit Antibiotikum behandelt werden muss. Allerdings ist das Läuserückfallfieber in Deutschland so unbekannt, dass es erst mal erkannt werden muss.

10.) Wie lange überleben Kopfläuse in Textilien?

Läuse können zwei Tage in Textilien überlegen, allerdings gehen sie überhaupt nicht auf Textilien. Läuse erkennen am Geruch, wer ein Wirt ist und was nicht. Sie gehen auch nicht auf Haustiere. Kopfläuse erkennen Menschen und verlassen uns Menschen nicht, weil sie nicht wissen, ob sie sonst ausreichend Nahrung bekommen. Läuse haben einen sehr ausgeprägten Geruchssinn. Sie erkennen das menschliche Kopfhaar sehr gut.

11.) Kann man sich präventiv vor Kopfläusen schützen?

Nein, Kopfläuse betreffen uns alle. Einen Schutz gibt es nicht. Abwehrsprays funktionieren nicht.

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12.) Welche Irrtümer über Kopfläuse sind bis heute weit verbreitet?

Läuse können weder fliegen noch springen und sie gehen nicht auf Textilien. Im Grunde sind Läuse also gar nicht so dramatisch! Außerdem hat ein Kopflausbefall ganz und gar nichts mit Unhygiene zu tun, sondern vielmehr mit viel sozialem Kontakt.

13.) Wie muss man die Wohnung, Textilien, Kuscheltiere etc. bei Läusen reinigen?

Im Grunde gar nicht. Im Ratgeber des Robert Koch-Instituts kann man im Suchfeld „Kopfläuse“ eingeben. Dort steht ganz viel dazu. Ansonsten wird von offizieller Seite lediglich empfohlen, Bürsten und Kämme gründlich zu reinigen.

14.) Ab wann darf ein Kind nach einer erfolgreichen Behandlung wieder in den Kindergarten/in die Schule?

Sofort nach der ersten Behandlung. Man braucht auch kein Attest, dass das Kind läusefrei ist. Es sei denn, solch ein Attest wird von der jeweiligen Einrichtung gefordert. Dann muss man dieser Forderung natürlich nachkommen.

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Foto: Saskia Bauermeister für Pohl-Boskamp

An dieser Stelle möchte ich mich noch mal ganz herzlich bei Svenja Prütz für das Beantworten der Fragen bedanken!

Außerdem erkläre ich euch noch kurz, wie NYDA funktioniert: NYDA wirkt auf physikalische Weise gegen Kopfläuse – und zwar mit Hilfe von zwei Silikonölen, die in das Atemsystem der Kopfläuse (auch das der Nissen und Larven) eindringen. Das Atemsystem der Tiere wird verdickt und verschlossen. Daraufhin sterben die Kopfläuse ab.

Es gibt NYDA express und NYDA plus.

NYDA express wird im trockenen Haar angewendet. Dafür wird der Haaransatz gründlich mit NYDA express eingesprüht. Anschließend wird das Ganze gut einmassiert und muss zehn Minuten lang einwirken. Nach dieser Einwirkzeit werden die Haare sorgfältig mit einem Läuse – und Nissenkamm ausgekämmt. Anschließend werden die Haare mit einem normalen Shampoo gewaschen.

NYDA plus (ohne Duftstoffe!) wird ebenfalls im trockenen Haar angewendet. Der Kamm-Applikator wird senkrecht am Scheitel angesetzt und am Kopf entlang nach unten gezogen. Dabei wird der Haaransatz gut mit der Lösung benetzt. Anschließend wird NYDA plus einmassiert und muss danach eine Stunde lang einwirken. Danach wird das Haar, genau wie bei NYDA express, mit einem Läuse- und Nissenkamm ausgekämmt. Anschließend werden die Haare ganz normal gewaschen.

Außerdem empfiehlt das Robert Koch-Institut, jedes Läusemittel nach 9 Tagen (+/- 24h) erneut anzuwenden.

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Ihr seht schon, es ist gar nicht so kompliziert, oder?

Außerdem würde ich mich nun brennend interessieren, welche Irrtürmer bislang in euren Köpfen herumschwirrten!

Habt ihr das alles schon gewusst? Was ist euch neu?

Ich freue mich über euer Feedback und eure Erfahrungen zu diesem Thema!

Alles Liebe,

eure Mari =)