Hallo ihr Lieben!
Hier bin ich nun mit meinem dritten Erfahrungspost. Dieser hier wird ziemlich lang werden und – ich warne vor! – mit vielen, vielen Bildern gefüllt sein.
Immerhin geht es um meine Schwangerschaft mit Lilli. Und 35 Wochen lassen sich einfach nicht in drei Bildern darstellen …
Ich habe Bilder herausgesucht, die einen Eindruck vermitteln. Wobei das eigentlich kaum möglich ist. Denn was Micha und ich durchgemacht haben, lässt sich kaum in Worte fassen. Das können nur Paare nachempfinden, die etwas Ähnliches erlebt haben.
Auf den Bildern sieht man ein bisschen Krankenhaus, ganz viel Schwangerschaft und hier und da sogar ein Lächeln und richtig viel Spaß. Doch hinter diesem Schein sah es ganz anders aus. Freunde, die in dieser Zeit für uns da waren, wissen, wovon ich spreche.
Es waren knappe 15 Wochen voll mit Angst, Schmerzen, Wut, Hilflosigkeit und Unwissen.
Davon etwa 3 Monate, die ich ans Krankenhausbett gefesselt war – fast durchgehend angeschlossen an die höchste Dosis eines Wehenhemmers. Monatelange vorzeitige Wehen im 5-10 Minutentakt. Das muss man sich erst mal vorstellen!
Neben Wehen gab es ständige Nierenkoliken, Blasenentzündungen und Nierenbeckenentzündungen.
Über drei Monate Krankenhaus – im Hochsommer – mit der ständigen Ungewissheit, ob alles gut gehen würde. Wochenlanges Liegen und Bangen, wenn es im 2-Wochentakt ins Wehenzimmer neben dem Kreißsaal ging, weil die Wehen noch heftiger wurden.
3 Monate schwanger mit Ängsten, nachts allein. Ohne Privatsphäre.
Es war furchtbar. Wirklich. Es war psychische und körperliche Folter. Es waren Schmerzen, die mich an meine Grenzen brachten.
Und weil all das selbst mit diesen Worten nicht in Worte fassen kann, lasse ich ein paar Bilder sprechen. Von Anfang an. Wie alles begann.
Natürlich begann alles mit einem postiven Schwangerschaftstest. Die Freude war groß. Die Angst noch größer. Denn wer kennt sie nicht? Diese verfluchte Angst – von Anfang an.
Hoffentlich bleibt die Schwangerschaft bestehen … hoffentlich komme ich durch die ersten 12 kritischen Wochen … hoffentlich ist mein Kind gesund … hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich …
Mit dem Test begannen die guten Vorsätze. Die letzte Zigarette wurde geraucht, die gesündesten Einkäufe erledigt. Man wollte natürlich nur das Beste für das kleine Wunschkind.
Die Sache mit den Zigaretten hielt man natürlich durch, das mit dem gesunden Essen eher weniger.
Und dann ging es schon turbulent los. Erst gab es Blutungen (frische Blutungen) und ich musste ins Krankenhaus. Die Fruchthöhle war leer und blieb lange leer. Verdacht auf Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft. Mir wurde Blut abgenommen, der HCG-Wert bestimmt. Es folgte eine schlaflose Nacht, bis ich endlich das Ergebnis erfuhr. Der Wert war gut. Ich sollte noch mal ins Krankenhaus … und siehe da: Plötzlich zeigt sich das Würmchen mit dem kleinen Herz, das fröhlich vor sich hin wummert.
Wegen der Blutungen musste ich von Anfang an ständig zum Frauenarzt, dazu kamen Schmerzen und ein ständiges Druckgefühl im Bauch.
Auch packte mich eine elendige Übelkeit. Ich konnte nichts mehr essen, riechen oder trinken. Selbst stilles Wasser war eine Qual. Wenn Essenswerbung im Fernsehen lief, musste ich umschalten. Mir war so schrecklick übel … Zum Glück nur von der 8. SSW bis zur 12. SSW.
Verschiedene Bauchbilder – bis zur 21. SSW (oben links)
Ich sollte mich von Anfang an schonen. Das tat ich auch. Trotzdem tat mein Bauch immer wieder weh und ich konnte das alles schlecht einschätzen.
Um die 20. SSW fragte ich mich, ob mein Baby so doll drückte oder ob es etwas anderes war.
War es normal, dass ich solche Schmerzen hatte … dass ich mich währenddessen auf nichts anderes konzentrieren konnte?
Aber zwischen Schmerz und Schmerz war ja alles gut. Deshalb tat ich das Ganze ab …***

Irgendwann stürzte ich dann draußen. Ich hatte furchtbare Angst, meinem Würmchen könnte etwas passiert sein. Wir fuhren ins Krankenhaus und ließen nachschauen. Dort erwähnte ich ganz nebenbei meinen harten Bauch. Ich wurde sofort an ein CTG geschlossen und untersucht.
Sofort kam heraus: Mein Gebärmutterhals hatte sich verkürzt, Verdacht auf Trichterbildung, vorzeitige Wehen.
Ein Schock.
Micha weinte. Ich weinte.
Was bedeute das alles? War unser Baby in Gefahr?
Wir hatten es doch schon so sehr in unser Herz geschlossen.
Ich musste natürlich im Krankenhaus bleiben. Ich durfte nicht mehr aufstehen. Sofortige Bettruhe, dazu ein Schmerzmittel und einen Wehenhemmer.
Ich sage euch: Wir hatten Angst. Aber als die Wehen mit dem Medikament ein bisschen besser wurden, sahen wir das Ganze optimistisch. Es würde schon werden …
Der Wehenhemmer wurde alle zwei Tage runtergeregelt. Die Wehen blieben. Die Ärzte waren ratlos. Sie wollten mich in die Kieler Uniklinik überweisen, wo es im Fall der Fälle eine Neointensiv gegeben hätte. Diese kleine Klinik (Preetz) war nicht gut genug ausgestattet.
Ich blieb zwei Wochen. Dann wurde ich entlassen.
Mein Zustand unten herum hatte sich nicht verschlechtert, darum mutmaßte man, dass die Wehen sich nicht weiter auswirken würden.
Zu Hause lenkten wir uns ab, indem wir die ersten Babysachen kauften.
(Seht ihr Sally?) 
Doch ich fand keinen Schlaf. Die Wehen wurden stärker als zuvor. Ich hatte solche Schmerzen. Wir überlegten nicht lange. Es wurden ein paar Sachen gepackt und dann ging es direkt in die Kieler Uniklinik.
Auch dort zeichneten sich Wehen im Zwei-Minuten-Takt auf.
Zu stark. Zu viel.
Ich musste bleiben.
Alle 2-5min Wehen im 6. Monat
Es ging mir miserabel. Nach zwei Wochen Krankenhaus in Preetz sah ich  völlig fertig aus. Ich war ausgelaugt – vor Schmerzen, vor Sorge. Und von all den Medikamenten …
Ich hatte einen beidseitigen Nierenstau, Nierensteine und eine immer wiederkehrene Blasen- bzw. Nierenbeckenentzündung. Schon in Preetz hatte ich Antibiotika über die Vene bekommen.
So ging es im Kieler Krankenhaus direkt weiter. Ein Antibiotikum folgte dem nächsten. Dazu Schmerzmittel und Wehenhemmer auf der höchsten Stufe.
Teilweise hing ich stundenlang an so einem CTG-Teil. Alle paar Tage ging es mal eine Etage tiefer ins Wehenzimmer, weil man befürchtete, es könnte losgehen.
Ich schlief schlecht und mein Kreislauf war im Keller.
Es war Hochsommer und so wahnsinnig warm. Und die Nebenwirkungen von so einem Wehenhemmer – vor allem auf höchster Stufe – sind enorm.
Man hat Herzrasen, Kopfschmerzen, schwitzt, hat Atemprobleme und zittert teilweise so sehr, dass man sein Besteck nicht halten kann.
Da es  kaum Abwechslung gab, hieß ich jedes Entertainmentprogramm herzlich willkommen und genehmigte einem Arzt samt Studentengruppe mich als Versuchskaninchen zu benutzen.
Nein … natürlich stellte ich mich lediglich als schwangeres Objekt zur Verfügung, an dem man einiges lernen konnte.
Da mir im Krankenhaus ständig die Decke auf den Kopf fiel, haute ich sogar ein paar Mal nachts ab. Micha musste mich dann abholen. Ich hasste es, ständig neben fremden Frauen schlafen zu müssen und einfach keine Ein- oder Zweisamkeit mehr erleben zu können.
Und das Ganze in der bedeutsamsten Zeit meines Lebens.
Zwischen der Preetzer und Kieler Klinik bastelte ich Micha diesen Schwangerschaftskalender.
Die Tütchen aus dem Kalender enthielten jeweils zwei Süßigkeiten und ein kleines Zettelchen, auf dem sowohl der Tag (also die SSW+Tag) als auch ein bisschen Text standen.
Micha kam michjeden Nachmittag besuchen und brachte das Tütchen dann mit.
Immer wieder gab es Versuche, den Wehenhemmer zu reduzieren. Doch das funktonierte nicht. Mein Körper hatte selbst mit der höchsten Dosis 4-5 Wehen pro halbe Stunde. In reduzierter Form verfielfachte sich das Ganze sofort.
Was ein heißer Rollstuhl, oder?
Andere gab es nicht.
Ohnehin bedurfte es ein bisschen Überzeugungskraft, bis uns genehmigt wurde, dass Micha mich auf dem Klinikgelände herumfahren darf. Das fanden die Ärzte immerhin besser, als wenn ich regelmäßig flüchten würde.
Und diese sexy Strümpfe gegen Thrombose beim ganzen Liegen.
Dagegen gab es übrigens auch JEDEN ABEND eine verdammt widerliche Spritze.
Vielleicht kennt die jemand von euch?
Das Zeug brennt so was von heftig!
Und irgendwie mussten wir damit klarkommen, dass ich wohl bis zum Ende meiner Schwangerschaft im Krankenhaus bleiben würde. Zwischen Wut- und Heulanfällen versuchten wir uns zumindest die übrige Zeit so schön wie möglich zu machen.
Wir spielten viel
machten Quatsch, …
… feierten Michas Geburtstag im Krankenhaus, …
… fuhren spazieren und genossen die wenige (und letzte) Zweisamkeit, …
beobachteten die Kieler Woche aus dem Fenster
(denn die Frauenklinik liegt direkt am Wasser)
… und empfingen Besuch. Nicki kam fast alle zwei Tage vorbei.Ernsthaft.
Was für eine tolle Freundin, oder?
Danke noch mal an dieser Stelle, meine Liebe!
Du hast mich abgelenkt und  zum Lachen gebracht. 
Und die vielen Ultraschallbilder gaben uns Kraft.
Vor allem dieses tolle Bild. Mein Lieblingsbild. =)
Verschiedene US-Bilder bis zur 27. SSW
Nun, wie schon zu Beginn dieses Posts gesagt: Auf den Bildern sieht es teilweise so aus, als ob die Zeit nicht so schlimmm gewesen wäre. Aber das war sie. Wirklich.
Heute bin ich froh, dass Lilli gesund ist. Für das eigene Kind nimmt man jegliche Strapazen auf sich.
Ich hätte noch mehr getan, wenn es nötig gewesen wäre.
Die Liebe zum eigenen Kind ist die größt-vorstellbare.

Und auch die Geburt von Lilli war furchtbar. Aber das ist ein anderes Kapitel.
Als nächstes berichte ich euch erst mal über meine zweite Schwangerschaft mit Lotte.

Unglaublich, dass ich das alles noch einmal auf mich genommen habe, oder?
Aber ich musste und wollte es. Für mich selbst. Mit nur einem Kind wäre ich nicht vollkommen glücklich geworden. Ich wollte immer eine große Familie.

Wie waren eure Schwangerschaften?
Hatte jemand von euch vorzeitige Wehen, Blutungen oder andere Probleme?

(Die kleinen Wehwehchen wie Wassereinlagerungen, Sodbrennen etc. habe ich in diesem Post bewusst weggelassen. Aber sie waren natürlich auch noch da.)

Was fandet ihr an eurer Schwangerschaft am schönsten? Was am schlimmsten?

Alles Liebe,

eure Mari