Stillen – ein Thema, das immer wieder präsent wird. Eines, das irgendwie tabu ist und doch in vieler Munde. Nicht nur bei Frauen, auch in den Medien wird immer wieder heiß darüber diskutiert.

Gibt man das Wort „stillen“ bei Google ein, erscheinen unzählige Einträge. Nur was entspricht denn nun der Wahrheit? Wonach soll ich mich richten? Soll ich mein Kind nur wenige Monate oder gar mehrere Jahre stillen? Ab wann ist Zufüttern sinnvoll? Oder soll ich meinem Baby neben dem Stillen Flaschenmilch geben?

Fragen über Fragen, mit denen auch ich mich erstmalig vor Lillis Geburt beschäftigt habe. Fragen, mit denen sich höchstwahrscheinlich so ziemlich jede werdende Mama auseinandersetzt. Zudem glaube ich, dass auch die Papas manchmal gerne Antworten darauf in petto hätten, um ihrer Partnerin zumindest mit Rat zur Seite stehen zu können.

Ich habe nahezu alle Varianten durch: Bei Lilli funktionierte das Stillen auch nach wochenlangem Kampf nicht, weshalb sie letztendlich ausschließlich Flaschenmilch bekam. Lotte stillte ich fast zwei Jahre. Bei Tom stillte ich nach sechs Monaten ab, weil das Stillen für uns beide nicht mehr gut funtionierte, Tom nicht satt wurde und ich dadurch nachts kaum Schlaf bekam.

Doch jede Mama-Kind-Beziehung ist anders. Deshalb möchte ich das Thema in diesem Post gern objektiv beleuchten. Und ich bin gespannt, welche Erfahrungen ihr am Ende mit uns teilen werdet!

Stillen oder Flaschenmilch?

Dass Stillen das Beste für das Baby ist, ist allgemein bekannt und erwiesen. Stillen ist praktisch, weil man die Nahrung immer dabei hat. Stillen ist ein absoluter Booster für das Immunsystem des Babys. Stillbabys werden seltener übergewichtig und haben seltener Verdauungsbeschwerden. Aber auch der Mutter bringt es bei positivem Verlauf einige Vorteile. Sie spart nicht nur Geld, sondern kann dabei sogar einige Kilos verlieren, die sie sich während der Schwangerschaft angeeignet hat. Und ganz davon ab stärkt Stillen die Mutter-Kind-Bindung.

Kurzum: Besser geht es nicht!

Aber: Eine Mama, die sich nach der Geburt selbst so viel Druck macht, dass nur wenig oder schlimmstenfalls vielleicht gar keine Muttermilch fließt, tut sich selbst ebenso wenig einen Gefallen wie ihrem Neugeborenen. Stress ist ein ganz gemeiner, ernst zu nehmender Faktor. Denn ist Mama unglücklich, dann ist es auch das Baby, wodurch das Stillen fast anfänglich zum Scheitern verurteilt ist. Hebammen und Ärzte, die einem direkt nach der Geburt von morgens bis abends erzählen, wie wichtig das Stillen ist, erzeugen Druck und Hilflosigkeit und schlussendlich häufig Resignation bei der Mutter.

Was die frischgebackene Mama braucht, ist Einfühlungsvermögen, Taktgefühl, Geduld und Unterstützung – ganz besonders beim ersten Kind. Leider fehlt dies in Krankenhäusern oder in der Nachsorge viel zu oft, was ich persönlich sehr traurig und enttäuschend finde. Denn nach der Geburt ist man sowieso neben der Spur und hat gänzlich andere Sorgen.

Auch gibt es natürlich Mütter, die sich von Anfang an gegen das Stillen entscheiden. Die Gründe hierfür sind vielfältig, aber absolut nachvollziehbar.

Ich entscheide mich für Flaschenmilch- was nun?

In der Regel empfehlen Ärzte, dem Neugeborenen zumindest noch das sogenannte Kolostrum zu geben. Dieses ist die Vormilch, die in ihrer Zusammensetzung einzigartig und sehr reichhaltig ist. Danach wird mithilfe von Medikamenten dafür gesorgt, dass keine weitere Muttermilch im Körper gebildet wird. Anschließend wird das Baby im Krankenhaus mit Flaschenmilch versorgt und den Eltern Tipps gegeben, welche Milch später im Einzelhandel die richtige Wahl für das Kind ist. Zuhören lohnt sich, denn steht man erst einmal vor dem Regal mit gefühlt 100 Sorten, ist Überforderung vorprogrammiert.

Natürlich kann es vorkommen, dass das Baby die empfohlene Ersatzmilch nicht verträgt. Darüber spricht man dann gern mit der/dem behandelnden Kinderärztin/-arzt, da auf diese Weise Unverträglichkeiten oder mögliche Allergien abgeklärt werden können.

Grundsätzlich gilt: Ein schlechtes Gewissen bei der Entscheidung zur Flaschenmilch sollte keine Mutter haben! Inzwischen hat es die Forschung weit gebracht und auch wenn es kein kompletter Ersatz für die Muttermilch ist, so ist Flaschenmilch dieser auf jeden Fall würdig. Dem Baby wird damit nichts Schlechtes getan und es wird garantiert genauso wachsen und gedeihen wie ein Stillkind.

Letztlich bleibt es natürlich jeder Mama selbst überlassen, für welche Variante sie sich entscheidet. In meinen Augen gibt es kein Richtig und kein Falsch, da jede Mutter ebenso individuell ist wie ihr Kind.

am Strand Laboe stillen

Wie lange soll ich mein Kind stillen?

Die Entscheidung pro Stillen ist gefallen und Mutter und Kind sind damit zufrieden und glücklich. Da schleicht sich aber sehr bald die nächste Frage ein: Wie lange soll ich mein Kind stillen?

Die Nationale Stillkommission gibt hierzu keine exakte Empfehlung. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) rät, dass – mit entsprechender Beikost – bis zum vollendeten, zweiten Lebensjahr gestillt werden soll, und auch gern darüber hinaus – sofern Mutter und Kind dies wünschen. Die durchschnittliche Empfehlung anderer Experten wie Hebammen oder Ärzten besagt, dass man vier bis sechs Monate voll stillen sollte.

Aber was denn nun?

Tom stillen

Die empfohlenen vier Monate sind als Untergrenze absolut gerechtfertigt, denn vorher ist der kleine Magen-Darm-Trakt des Babys nicht in der Lage, andere Kost zu verarbeiten. Wer vorher abstillt, sollte bis zu Beginn des fünften Monats auf Ersatzmilch umsteigen. Darüber hinaus bleibt es aber jeder Mama-Kind-Konstellation selbst überlassen, wann die Stillzeit ein Ende haben soll.

In diversen Entwicklungsländern werden Kinder traditionell bis zur Geburt des nächsten Kindes gestillt, teilweise bis zu ihrem sechsten Lebensjahr. Die Stilldauer anderer Länder hingegen fällt wesentlich kürzer aus.

Der Sohn meiner Schwester beispielsweise hat bereits mit vier Monaten angefangen, nach ihrer Brust zu schlagen. Er hat sich mit der Muttermilch einfach nicht mehr zufrieden gegeben. Ihre anfänglichen Versuche, dem Stand zu halten, arteten für beide in solchem Stress aus, dass sie ab dem fünften Monat zugefüttert hat und mit sieben Monaten gab es dann überhaupt keine Milch mehr für meinen Neffen. Eine Freundin wiederum hat ihr Kind weit über ein Jahr gestillt.

Wer sich für eine lange Stilldauer entscheidet, muss sich traurigerweise darauf gefasst machen, dass es Kritik, böse Blicke und unschöne Argumentationen hageln könnte. Besonders in Deutschland ist langes Stillen leider noch immer eher verpönt als anerkannt. Aber davon sollte sich keine Mutter abschrecken lassen, sondern bei ihren Entscheidungen stets auf ihr Herz hören und auf ihr eigenes Bauchgefühl vertrauen.

Tom stillen Hansa Park

Der in meinen Augen optimale Zeitpunkt, mit dem Stillen aufzuhören ist dann, wenn man nicht mehr stillen möchte. Oder wenn das Kind es nicht mehr möchte. Denn sobald diese „Bindung“ Risse bekommt, wird es kompliziert für beide. Deswegen gibt es meiner Meinung nach keinen perfekten Zeitpunkt nach Schema F. Mamas müssen nach ihrem eigenen Gefühl entscheiden. Nur sie allein wissen, wann der richtige Moment zum Abstillen gekommen ist.

Wenn ihr dennoch unsicher seid, so steht euch die/der Kinderärztin/-arzt ebenso für Fragen zur Verfügung wie eure Nachsorge-Hebamme. Weiterhin besteht die Möglichkeit, die La Leche Liga (www.lalecheliga.de) zu kontaktieren. Dies ist eine ehrenamtliche Organisation, die werdende und stillende Mütter in allen Fragen zum Stillen oder Muttersein unterstützt und berät. Kostenlos und liebevoll.

Ansonsten: Hört auf euer Herz und euer Gefühl! Ihr werdet alles richtig machen, davon bin ich überzeugt.

So und nun erzählt doch mal:

Für welche Variante (Stillen oder Flaschenmilch) habt ihr euch entschieden? Ab wann habt ihr zugefüttert? Wie habt ihr euch beim Abstillen gefühlt?

Ich freue mich auf eure Kommentare!

Alles Liebe,

eure Mari =)