Hallo ihr Lieben!
Sobald man sich in der aktiven Kinderwunschphase befindet, wird einiges anders.
Bei einigen Frauen/Paaren ist es weniger ausgeprägt, bei anderen mehr.
Plötzlich lernt man Frau den eigenen Körper kennen, deutet jedes Ziepen und Drücken als Symptom für den Eisprung oder als Symptom für eine mögliche Schwangerschaft.
Man soll das Ganze gelassen angehen, heißt es oft. Vermutlich haben sich jene diese Aussage ausgedacht, die ruckzuck schwanger geworden sind. Und dann wird sie noch von jenen bekräftig, die mittlerweile alles hinter sich haben und einfach vergessen haben, wie es ihnen zu Kinderwunschzeiten wirklich ging. Genauso, wie man mit der Zeit die Schmerzen einer Geburt vergisst oder verdrängt.
Mir kann jedenfalls niemand weißmachen, dass man an einen Kinderwunsch hunderptozentig gelassen sieht. Jede Frau denkt während der Kinderwunschphase vorm oder beim Sex daran, dass es vielleicht klappen könnte. Und danach, dass es vielleicht sogar geklappt hat.
Frauen, die sich schon in einem zweistelligen Übungszyklus befinden, wissen ganz genau, wann sie ihre fruchtbaren Tage haben und wann nicht, setzen gezielt kleine Bienchen in ihrem imaginären Zykluskalender.
Mir kann keine Frau, die sich akut ein Kind wünscht, glaubhaft machen, dass ihr alles schnurzpiepegal ist. Nie und nimmer! Das gibt es nicht. Es sei denn, man wird zufällig bzw. ungeplant schwanger.
Und je mehr Zyklen folgen … je öfter es nicht klappt, umso schlimmer wird es. Der Wunsch wird größer, die Enttäuschungen häufen sich. Doch gleichzeitig entsteht eine gewisse Gleichgültigkeit. Nicht etwa, weil man gelassener wird, sondern weil Monat für Monat neue Hoffnung stirbt, … weil jeden Monat der euphorische Optimismus im Nichts erstickt wird.
Ich möchte heute ganz offen über dieses Thema sprechen – ohne Blümchen und Schönrederei.
Erzählt und gesagt wird nämlich viel, aber wie es wirklich ist, wird selten berichtet.
Ich finde, mit dem Kinderwunsch ist es ein bisschen wie mit dem Mamasein. Angeblich sehen es fast alle gelassen – genauso wie wir alle perfekt funktionierende Mamas mit keinerlei Problemen und Beschwerden sind. ;-)
Nach über 16 Übungszyklen kann ich behaupten, ganz genau zu wissen, wann ich meinen Eisprung habe. Das hängt ja nicht nur mit der Zykluslänge zusammen.
Ich weiß es einfach. Ganz genau. Und man hat ja auch gewisse (nicht einbildbare) Symptome.
Trotzdem schleiche ich immer wieder um die Ovulationstests herum. Eigentlich brauche ich die gar nicht. Und egal, was einem dieser Tests in der Mitte eines Zyklus anzeigen würde: Smiley oder nicht, man würde es ja trotzdem angehen. Ihr wisst schon, wovon ich rede. Immerhin könnte der Eisprung ja bald stattfinden oder gerade gewesen sein. Deshalb ist es eigentlich ziemlich egal, ob man einen Test benutzt oder nicht und was er einem anzeigt oder eben nicht.
Vermutlich mache ich den Test nur, weil ich dieses positive Smileygesicht so gern anschaue, … weil das positive Ergebnis neue Hoffnung schöpfen lässt und eine Art Startschuss darstellt. Irgendwie gibt es mir das Ganze das beruhigende Gefühl, dass alles genauo so funktioniert, wie es funktionieren soll. Und der Smiley lächelt so schön. =)
Mit den Streifen-Ovulationstests tue ich mich mittlerweile etwas schwer. Ich habe kaum noch Lust, die Linien zu interpretieren.
 
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Wenn der Eisprung dann gewesen ist, beginnt eine unendlich lange Wartezeit. Die Tage ziehen sich wie Kaugummi und man nimmt so viele Scheinsymptome wahr, dass man sich schon selbst für verrückt erklärt. Und dann liegen da im Schrank auch noch die wunderbaren Frühtests, mit denen man bei den bereits vorhandenen Kindern wunderbar früh ein positives Ergebnis in den Händen hielt.
Soll man testen oder lieber nicht? Oder erst morgen? Oder übermorgen?
 
Teufelchen: Hach, es wäre doch schön, wenn du gleich einen positiven Test in den Händen halten könntest!
Engelchen: Tu es nicht! Nachher ist der Test negativ und du bist zutiefst enttäuscht. Außerdem ist das Ergebnis überhaupt nicht sicher!
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Meist gewinnt das kleine Teuflchen und man testet. An ES+10 oder ES+11 oder ES+12. Wie auch immer.
Und dann hat man natürlich(!) zum 14. oder 15. oder 16. Mal ein negatives Ergebnis in den Händen.
Man weiß ganz genau: Das war’s! Denn diese Frühtests kennt man in- und auswendig. Die zeigen schon an, wenn da was ist. So war das ja auch bei den letzten Schwangerschaften. Und so ist das auch bei allen Freundinnen gewesen und bei irgendwelchen fremden Leuten aus Foren.
Aber trotzdem bleibt die Hoffnung und man testet weitere Tage. Es könnte ja … vielleicht doch …vielleicht später. Vielleicht hat sich auch der Eisprung verschoben, überlegt man.
(„Höh? Du hast doch Ovulationstests benutzt!“ – „Ja, aber wenn der falsch angezeigt hat?“)
So geht es dann weiter, bis man seine Tage bekommt. Das ist dann das endgültige Tief – einhergehend mit mieser Laune und Bauchkrämpfen. Aber dieses Tief hält zum Glück nie lange, weil man ja weiß, dass man sich damit schon auf die nächste Chance zubewegt.
Und dann geht das alles wieder von vorn los. Ob mit oder ohne Ovus, ob mit oder ohne Frühtests, ob mit oder ohne Scheinschwangerschaftssymptomen.
Der Kopf ist nicht ausschaltbar. Das muss man einsehen.
Jeder Kinderwunsch ist ein Herzenswunsch.
Jeder Eisprung ist wie ein unausgepacktes Geschenk. Und die Zeit danach voller Vorfreude.
Wenn diese dann fast 1,5 Jahre enttäuscht wird, resigniert man irgendwann.
Abschalten? Das ganze gelassen sehen?
Ja, das kann ich. Aber die Zyklusuhr tickt trotzdem weiter.
In diesem Sinne:
Einen schönen Abend euch,
eure Mari