Hallo ihr Lieben!
Einige von euch erinnern sich vielleicht noch an meinen Post über unser 3. Kinderwunschprojekt.
Kurz darauf testete ich zum achten oder neunten Mal negativ. Ich habe eigentlich nicht mehr so genau mitgezählt. Irgendwann hört man nämlich auf damit.
Seit Monaten schwebte ich in der Luft. Ich wusste nicht, was los ist und warum ich ständig Zysten bekomme. Ich wusste nicht, ob bei mir überhaupt Eisprünge stattfinden. Ich wusste nicht, ob ich überhaupt schwanger werden kann.
Ich lief von einem Arzt zum nächsten. Alles, was ich wollte, waren Antworten.
Ich hatte so viele Fragen und bekam auch Antworten auf einige von ihnen. Aber es waren von Arzt zu Arzt unterschiedliche. Es wurden Bluttests gemacht, Hormonwerte bestimmt, es wurde geschallt und wieder geschallt und noch mal geschallt.
Immer wieder wurden Zysten festgestellt. Vor der Menstruation, nach der Menstruation. Mal waren es eine große und viele kleine Zysten, mal waren es mehrere große.
Meine Ovulationstests zeigten einen Eisprung an, mein Körper signalisierte mir einen, aber mein Kopf sagte:
Da passiert nichts. Irgendwas stimmt nicht.
Und so war es letztendlich auch.
Mein Kopf war längst nicht mehr frei. Ich fühlte mich nicht unbedingt gefangen im Teufelskreis des unerfüllten Kinderwunsches, sondern viel mehr in einem Sumpf aus Verzweiflung, Enttäuschung, Wut und Zweifel.
Ich weinte. Einmal, zweimal, … manchmal mehrere Tage hintereinander.
Der ganze Kampf durch die vielen schmerzhaften Infektionen, die vielen Medikamente, die schmerzhaften Zysten, die vielen Schmerzmittel, die wochenlangen Blutungen, die negativen Tests, den Frühabort.
Ich hatte das Gefühl, das alles nicht mehr tragen zu können.
 
***
Mein Arzt verschrieb mir eine Pille. Ich vertrug sie nicht. Das schrieb ich bereits im letzten Post. Da der Pillenzyklus mit dem Absetzen dieser Pille dahin war, nutzten wir ihn einfach noch mal zum „Üben“. Natürlich erfolglos.
Aber es ließ mir auch nach wie vor keine Ruhe. Irgendwas stimmte nicht. Ich wusste es einfach.
Ich wollte eine andere Pille versuchen, … einfach, um die Hormone zu regulieren. Aber gleichzeitig dachte ich mir:
Was, wenn es auch ohne Pille klappen kann und du umsonst solche Hormonbomben schluckst und zwei Monate verschwendest?
Es waren wirklich eine Kopf- und eine Bauchstimmte, die ununterbrochen auf mich einredeten.
***
Letztendlich ging ich noch mal zum Arzt. Ich entschied mich für einen neuen Pillenversuch und war eigentlich nur in der Praxis, um mir das Rezept geben zu lassen.
Doch bei diesem Termin sprudelten sie plötzlich aus mir heraus: alle Ängste, Fragen und Sorgen.
Ich stellte eine Frage nach der nächsten. Ich schilderte meine Zweifel, meine Ängste vor der Pille, meine Sorge um den Altersabstand, meine Probleme mit den Zysten. Ich redete und redete und hörte überhaupt nicht mehr auf.
Dann schaute die Ärztin in den letzten Bericht meines eigentlichen Arztes (sie arbeitet im gleichen Haus, aber mein Arzt war nicht da) und las mir irgendwas davon vor, dass mir eigentlich Clomifen verschrieben werden sollte, aber erst nach der Pilleneinnahme.
Ich saß da und dachte, ich höre nicht richtig.
„Clomifen?“, fragte ich.
„Ja, nach den Pillenzyklen, wenn die Zysten weg sind.“
Ich saß immer noch da.
„Und wenn da auch jetzt schon keine Zysten mehr sind?, fragte ich.
Wir können ja noch mal nachschauen“, sagte sie.
Und dann wurde geschallt. Ich sah ihren Blick und ich wusste sofort: Es stimmt etwas nicht.
Und tatsächlich: Links eine große Zyste (ca. 4cm), rechts ebenfalls. Laut Aufnahmen und Vergleichen der letzten Schalls war eine davon diejenige, die zum Eisprung hätte platzen sollen. Ist sie aber nicht. Fazit: Ich habe keine Eisprünge. Es sind alles funktionelle Zysten und davon viel zu viele. Ich habe einen LH-Anstieg, aber keine Eisprünge. Und dieser LH-Anstieg lässt jeden Zyklus alle bestehenden Zysten wachsen. Sie wachsen und wachsen und wachsen.
***
Die Ärztin und ich setzten uns wieder und redeten und redeten. Sie erklärte etwas zu meinen Blutergebnissen und den Zysten und erzählte etwas von PCO, … dass das verschieden verlaufen könne.
Und sie sagte, dass ich nun ganz sicher die Pille nehmen müsse. Da führe kein Weg dran vorbei. Die vielen Zysten, vor allem die beiden größeren müssen weg, weil die eine davon auch schon viel zu lange besteht.
Und dann sagte sie noch, dass sie mir nun richtig helfen wolle.In der Praxis sind auch einige der Ärzte spezialisiert auf Kinderwunschbehandlung und nebenbei in der Kinderwunschklinik tätig. Die Ärztin schlug mir nun vor, zum Ende des zweiten Pillenstreifens vorbeizukommen. Dann würde noch mal geschallt werden. Und dann müsste ich die Pille entweder weiternehmen oder könnte sie absetzen. Und dann würde man ggf. einen Clomifen-Zyklus starten.

Sie sagte auch, dass es deshalb auch mit Lotte 1,5 Jahre lang nicht geklappt hat. Mit Lotte bin ich ja auch erst nach zwei Pillen-Zyklen schwanger geworden (nach 1,5 Jahren erfolgloser Hibbelei und festgestelltem Zystenüberschuss in den Eierstöcken). Und mit Lilli ja auch nur, weil ich bis dahin die Pille genommen hatte. Diese unterdrückt die Hormonstörung.
Dann erzählte sie noch etwas von Gelbkörperschwäche, einer zu kurzen zweiten Zyklushälfte und meinte, dass darin auch die Frühaborte begründet sein könnten.
So, nun weiß ich, was Sache ist. Ich nehme also noch mal die Pille. Erst mal zwei Zyklen. Dann sehen wir weiter. Schritt für Schritt. Eines nach dem anderen.
Und wisst ihr was? Die Diagnose ist verdammt sch…, aber es geht mir seit langer Zeit zum ersten Mal etwas besser. Fast schon gut, wenn man die Emotionen im Bezug auf den bislang erfolglosen Kinderwunsch gänzlich ausschaltet. Ich weiß nun endlich, was Sache ist.
Endlich.
 
Kein Schwebezustand mehr.
***
Ich wollte das einfach mit euch teilen, weil ihr so mitfiebert und weil ich nach meinem Kinderwunsch-Posts so viele liebe Mails von euch erhielt. Auch nach meiner Frage nach Erfahrungen mit Zysten kamen viele Erfahrungsberichte von euch per Mail. Daher an dieser Stelle: Danke.
 
Und eines möchte ich euch unbedingt mitgeben:
Ich bin von Arzt zu Arzt gerannt. Wieder und wieder. Ich habe nicht locker gelassen. Und am Ende hab ich nachgefragt. Einfach alles, was ich wissen wollte. Einfach alles, was mich belastet hat. Und zwar aus dem Grund, dass mein Bauchgefühl mir die ganze Zeit über ziemlich penetrant etwas zu sagen versucht hat.
Genau das möchte ich gern an euch weitergeben:
Kämpft dafür, ernst genommen zu werden! Hinterfragt die Dinge, die euch belasten!Denn gerade beim Kinderwunsch katapultieren einen Zweifel und Ängste ganz schnell in einen fiesen Teufelskreis.

 
In diesem Sinne: Ich werde euch weiterhin auf dem Laufenden halten.
Eure Mari